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Unser TIPP: Sonderausstellung "Knochen, Holz & Weißes Gold"

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Erfindung

Rezept

Porzellan herstellen ist so ähnlich wie Kuchenbacken. Man benötigt die richtigen „Zutaten“, nämlich Kaolin, Feldspat und Quarz. Um dieses „Rezept“ für die Herstellung von Porzellan zu erfinden, muss man sich mit mehreren Wissenschaften auskennen:

1. Mathematik: Der sichere Umgang mit Zahlen ist wichtig für die Frage, wie viel von welchem Material verwendet werden muss.

2. Physik: Wie verändern sich Stoffe unter Einfluss von hohen Temperaturen? Wo liegen die Schmelztemperaturen der einzelnen Rohstoffe? Wie erreicht man hohe Temperaturen?

3. Chemie: Wie reagieren unterschiedliche Stoffe miteinander? Welchen Einfluss haben unterschiedliche Materialien auf die Dichte, Farbe oder Geruch?

4. Hüttenwesen: Welche Rohstoffe gibt es in Sachsen oder wie sieht ein Ofen für die Porzellanherstellung aus?

 

 

Johann Friedrich Böttger

Johann Friedrich Böttger wurde als Erfinder des Porzellans bekannt. Seine Büste steht auch gegenüber der heutigen Porzellan-Manufaktur. Er allein hat das Porzellan aber nicht erfunden. Er war sehr an Natur und Naturwissenschaften interessiert. Deshalb begann er 1696 eine Apothekerlehre. Besonders gut gefiel ihm die Alchemie: Er wollte Gold herstellen. Die Adligen der Zeit interessierten Böttgers Versuche sehr. Denn ihr Lebenswandel war sehr kostspielig. Deshalb wollte der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. Böttger gefangen nehmen, aber Böttger konnte nach Sachsen fliehen. Hier wurde er schließlich in Haft genommen und nach Dresden überführt. Im Auftrag von August dem Starken führte er seine Experimente weiter. Alle Fluchtversuche scheiterten. Auf Drängen von Walther von Tschirnhaus begann Böttger mit Versuchen zur Porzellanherstellung. Im Jahre 1707 gelang die Erfindung des roten Feinsteinzeugs; ein Jahr darauf, 1708, auch die des „Weißen Goldes“, also des Meissener Porzellans. Im Jahr 1710 gründete August der Starke die erste, europäische Porzellanmanufaktur auf der Albrechtsburg. Aufgrund der jahrelangen harten Arbeit unter extremer Hitze und umgeben von chemischen Dämpfen verstarb Böttger bereits 1719 mit 37 Jahren.

Ehrenfried Walther von Tschirnhaus

Ehrenfried Walther von Tschirnhaus war Mathematiker und Physiker. Er stellte zum Beispiel Glas her und forschte und entwickelte neue keramische Materialien. Zusammen mit Pabst von Ohain beaufsichtigte er seit 1704 Böttgers Experimente zur Goldgewinnung. Tschirnhaus drängte ab 1706 darauf, mit Versuchen zur Porzellanherstellung zu beginnen. Aufgrund von Tschirnhaus vielfältigen Kenntnissen in Physik, Mathematik und der Brenntechnologie und Böttgers Freude am Experimentieren waren sie zusammen erfolgreich bei der Erfindung der Porzellanrezeptur. Ehrenfried Walther von Tschirnhaus verstarb noch vor der Verkündung der Rezeptur 1708 an der Ruhr. Er erlebte die Gründung Porzellanmanufaktur und den Ruhm des Meissener Porzellans nicht mehr.

Gottfried Pabst von Ohain

Gottfried Pabst von Ohain studierte Rechtswissenschaften, Mathematik, Physik, „Probierkunst“, Architektur und Zeichenlehre. Er sammelte auf seinen Reisen durch Europa Erfahrungen im Hüttenwesen und wurde 1701 durch den sächsischen Kurfürsten nach Dresden beordert, um Böttgers gescheiterte Versuche zur Goldherstellung zu begutachten. In Dresden richtete man ein alchimistisches Labor ein, in dem Böttger  unter Anleitung Ohains seine Versuche zur Porzellanherstellung in Zusammenarbeit mit Freiberger Hüttenleuten ausweitete.

Ohains Verdienste lagen in der Verbesserung der Ofentechnologie, denn die Öfen für Porzellanherstellung müssen einwandfrei arbeiten, lange halten, höhere als bisher übliche Temperaturen erzeugen und einen gleichmäßigen sowie kontrollierten Brennvorgang möglich machen.

Freiberger Berg- und Hüttenleute

Bei der Erfindung und späteren Herstellung von Porzellan ist es wichtig, Rohstoffe zu verwenden, die am Ende ein fast durchsichtiges und reinweißes Material ergeben; die verwendeten Rohstoffe sollten in ausreichenden Mengen vorhanden sein, damit man sie nicht extra aus anderen Regionen oder Ländern einführen muss.

Dieses Wissen über die Verfügbarkeit und Beschaffung von Rohstoffen lag weniger bei den oben genannten Forschern bzw. Universalgelehrten als eher bei den hervorragend ausgebildeten sächsischen Bergleuten aus der Region Freiberg. Die Tradition des Bergbaus in Sachsen begann bereits im 12. Jahrhundert: „Die Kenntnis der abbauwürdigen Mineralien hatte sich naturgemäß vor allem in Ländern mit Bergbau- und Hüttenwesen entwickelt, zu denen damals in erster Linie das Kurfürstentum Sachsen mit seiner erzreichen Mark Meißen gehört.“ 

(Quelle: W. Funk: Chemisches und Keramisches aus der Zeit vor der Erfindung des   europäischen Porzellans. Berichte der Deutschen Keramischen Gesellschaft, 1934. Bd. 15, Heft 3, S. 238.)

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