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Unser TIPP: Sonderausstellung "Knochen, Holz & Weißes Gold"

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Weißes Gold

Porzellanrezeptur

August der Starke (1670-1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen war fasziniert vom asiatischen Porzellan. Die ostindische Handelscompagnie importierte es aus China und Japan nach Europa. Die Fürstenhäuser Europas richteten sich ganze Porzellankabinette ein. Die asiatischen Porzellane wurden buchstäblich mit Gold aufgewogen. Die Schatulle des Königs war gut gefüllt durch den reichen Erz- und Silberbergbau. Aber Prunk und Prachtentfaltung hatten ihren Preis. Ebenso verlorene Kriege und die Aussicht auf die polnische Krone. Da kam der Alchemist Johann Friedrich Böttger gerade recht. Er behauptete, er könne Gold schaffen.

Der Apothekerlehrling Johann Friedrich Böttger (1682-1719) war schon früh an der Alchemie interessiert. In einem Experiment im Jahre 1701 verwandelte er unter Zeugen Silbergroschen in Gold. Friedrich II. hörte davon und lud Böttger vor. Der aber flüchtete nach Wittenberg in Sachsen. Aber auch hier hatte die Kunde vom „Stein der Weisen“ und von Böttger die Runde gemacht. Böttger wurde festgesetzt und in die Jungfernbastei nach Dresden gebracht. Um seinen Kopf zu retten, ließ er sich darauf ein, nach dem Weißen Gold zu suchen.

Böttgersteinzeug

Mithilfe von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus, des Bergbaubeamten Gottfried Pabst von Ohain und Freiberger Berg- und Hüttenleuten gelang es schließlich, Porzellan herzustellen. Systematisch erforschten sie verschiedene Masseversätze und protokollierten akribisch die Ergebnisse. Der Beleg über die Porzellanrezeptur ist datiert auf den 15. Januar 1708. Bereits 1710 gründete August der Starke die erste europäische Porzellanmanufaktur in der Albrechtsburg zu Meißen. Das Arkanum (Geheimnis) der Porzellanherstellung schien hier sicher. Die Hauptbestandteile der Porzellanmasse sind heute Kaolin, Feldspat und Quarz. Schon Marco Polo berichtete um 1298/99 über die chinesische Porzellanherstellung. Dabei verwendete er erstmals den Begriff Porzellan, italienisch „porcellana“. Das Wort leitet sich von „porcella“ für Schweinchen ab. Das Gehäuse der Kaurischnecke wurde ebenfalls als porcella bezeichnet. Diese rosa-weiß schimmernde, porzellanähnliche Oberfläche der Schnecke war Namensgeber für das neue keramische Material.

Vorläufer des weißen Porzellans war ein rotbraunes, hartes und wasserdichtes Feinsteinzeug, das Böttgersteinzeug oder auch Jaspisporzellan. Aufgrund seiner Härte war es wie geschaffen für Reliefs. Böhmische Glasschleifer und Steinschneider wurden angeworben. Poliert oder mit plastischen Belägen versehen, entfaltete es seine ganze Pracht. Vorbilder waren Gefäße und Gegenstände der Zinn-, Silber- und Goldschmiedekunst.

 

Metalloxidfarben aus dem Farblabor der Manufaktur

Und dann passierte es doch! Das Arkanum der Porzellanherstellung wurde verraten. Johann Samuel Stölzel ging nach Wien und plauderte. Dort gründete sich schnell eine weitere Porzellanmanufaktur. Deshalb markierten sehr bald zwei gekreuzte Schwerter als Markenzeichen die Meissener Porzellane als Original. Stölzel kam 1720 reumütig zurück und brachte Johann Gregorius Höroldt mit, Farbenchemiker und Maler in einer Person. Höroldt entwickelte die einbrennbaren Porzellanmalfarben auf Metalloxidbasis. Die Rezepturen sind bis heute geheim. Als Maler kopierte er zunächst asiatische Porzellane in der Sammlung des Königs. Nach und nach entwickelte er aber eigene Motive nach asiatischem Vorbild. Die Höroldtschen Chinoiserien, Skizzenblätter mit asiatisch kostümierten Szenen, sind im sog. Schulz-Kodex vereint. Sie sind die Basis für die „Indisch-Malerei“. Diese Bezeichnung wird bis heute für die Malerei nach ostasiatischem Vorbild in der Porzellan-Manufaktur gebraucht.

Affe mit Schnupftabakdose von Johann Joachim Kaendler

In der Zeit von 1740 bis 1744 kaufte die Manufaktur verstärkt europäische Kupferstiche an. Sie dienten als Vorlagen für die Malerei. Es entstanden höfische Genreszenen, Jagd- und Landschaftsdarstellungen, Kauffahrtei- und Hafenszenen, Szenen nach Gemälden usw. Bevorzugt wurden auch Bataillen, so genannte Schlachten- und Lagerszenen, Parkszenen, Schäferspiele und vieles mehr. Die Maler nutzten die Vorlagen schöpferisch, sodass ganz neue Bildnisse für das Porzellan entstanden.

1730 kam der junge Bildhauer Johann Joachim Kaendler nach Meißen. Er sollte zunächst lebensgroße Tierplastiken fertigen für die Ausgestaltung des Porzellanschlosses von August dem Starken. Darüber hinaus entwickelte er aber eine Vielzahl an kleinteiligen Porzellanfiguren und an Tisch- und Tafelgeschirren. Über 40 Jahre lang entwarf er für die Porzellan-Manufaktur Porzellan für alle Lebenslagen: Porzellanfiguren für die großen Hoftafeln, opulente Tafelaufsätze, Serviceformen, Schmuckkästchen, Nähkästchen, Schreibservice, prächtige Uhrgehäuse, aufwendige Kaminumrandungen, Spiegelrahmen, Kerzenleuchter, Potpourris …

 

Tafel mit dem Schwanenservice

Die meisten Porzellane standen in einem größeren thematischen Zusammenhang, nahmen Bezug auf die Raumdekoration oder auf den Anlass. Nach und nach setzte es sich durch, von Porzellan zu speisen. Zunächst nur zum Dessert, später auch zu den anderen Gängen. Vorbild für das Hofleben war der französische Hof. Und den galt es zu übertreffen in Prunk und Pracht und Herrlichkeit.

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